Werte sind seit Jahren in der Diskussion. Zurück zu den wahren Werten. Die Gesellschaft braucht wieder Werte. Der Werteverfall in Gesellschaft und Wirtschaft ist mit schuld an Wirtschafts- und Bankenkrise … dahinter stecken immer Menschen, keine Staaten, Unternehmen, Banken. Dahinter stecken Typen wie Sie und ich! Natürlich schimpfen wir auf gierige Manager und noch gierigere und bodenlos unverschämte, arrogante und dumme Banker. Aber wenn Sie oder ich in deren Situation gewesen wären, dann …
Wir sind nicht sooo unterschiedlich wie wir Situationen wünschen, nicht so ähnlich, wie wir es in manchen Situationen wünschen und auch nicht so ähnlich, wie wir es in Bezug auf Stars und Vorbilder wähnen. Erst Mitte der 1990er-Jahre hat der amerikanische Psychologe Steven Reiss herausgefunden, dass Menschen von 16 Lebensmotiven, Bedürfnissen und Werten getrieben werden. Ein großer Teil davon ist laut Reiss genetisch bedingt, da sie als Triebfedern auch bei Tieren vorkommen sollen und evolutionär bedeutsam sind (z.B. Ernährung, Ruhe, Aktivität). Allen Menschen sind die 16 Motive gemeinsam, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung. Der individuelle Lebensmotiv-Mix bei gemeinsamer Basis für alle.
Ziele – die Frage nach dem Glück?
„Warum verhalten sich Menschen so, wie sie es tun? Was treibt sie wirklich an? Was macht sie in ihrem Leben letztlich glücklich und zufrieden? In einer eigenen Lebenskrise musste der Psychologe (Steven Reiss, der Autor) Mitte der 90er Jahre überrascht feststellen, wie wenig die eigene Wissenschaft über die Frage nach dem „Wer bin ich?“ wirklich wusste. Dem Thema widmete Steven Reiss fortan seine ganze professionelle Schaffenskraft.“ (Psychologie Heute 03/2001, Seite 20)
Dazu untersuchte Reiss mehr als 6000 Personen in verschiedenen Ländern und fand heraus, dass allem Verhalten folgende 16 Motive zugrunde liegen:
Macht, Unabhängigkeit, Neugier, Anerkennung, Ordnung, Sparen, Ehre, Idealismus, Beziehungen, Familie, Status, Rache, Romantik, Ernährung, körperliche Aktivität, Ruhe
„Diese Motive, Wünsche und Werte bestimmen unser Leben: Sie sind der Stoff, aus dem wir gemacht sind und der unserer Existenz Sinn und Bedeutung verleiht. (…) Kein Lebensmotiv wird von zwei Menschen identisch erfahren oder gestaltet. (…) Wir sind viel individueller, als Psychologen bisher meinten: „Was Menschen so einzigartig macht“, betont der Persönlichkeitsforscher, „ist die jeweilige Kombination dieser Bedürfnisse und was sie für den Einzelnen bedeuten.““ (Psychologie Heute 03/2001, Seite 20 ff.)
Motive: Auswirkungen auf alles
Jeder Mensch hat ein charakteristisches Werte- und Motivprofil. Dieses Profil entscheidet darüber, wie Sie Entscheidungen treffen, was Sie tun, wie Sie es tun und wie Sie sich in Ihrem Leben einrichten und fühlen. Interessant dabei ist, dass laut Reiss Glück und Zufriedenheit keine Lebens-Triebfedern im engeren Sinne sind. Sie sind Beiwerk, Nebenprodukte, die auftauchen, wenn wir unsere Ziele erreichen, aber nicht selbst das Ziel.
Da gibt es das kurze, eher zufällige Glück, das als Wohlfühlen daher kommt, wenn Sie angenehme Dinge erleben, einen tollen Urlaubstag, ein Erfolgserlebnis im Beruf, einen genussvollen Augenblick bei einem tollen Abendessen. Und es gibt das Glück, das auf Ihren Werten basiert, dass aus dem Sinn Ihres Lebens kommt und ihm gleichzeitig Sinn gibt. Die gute Nachricht: Sie haben es tatsächlich selbst in der Hand.
Seines Glückes Schmied
„Diejenigen erfahren ein „überdauerndes, tiefes und erfüllendes Glück“, die ihre wahren Motive und Lebensgründe kennen und sich von ihnen durchs Leben tragen lassen. Daher steht das wirkliche Glück auch jedem Menschen offen: Völlig unabhängig von Reichtum, Status oder Attraktivität hat jeder die gleichen Chancen, sein Leben an den Werten zu orientieren, die es bedeutungsvoll machen.“ (Psychologie Heute 03/2001, Seite 20 ff.)
Dabei ist nach der Theorie von Reiss wichtig, dass es keine absoluten Werte oder Triebe gibt, wie sie andere Psychologen und Verhaltensforscher in der Vergangenheit propagiert haben. Nicht alle Menschen sind beispielsweise vom Überlebenswillen oder dem hedonistischen (sinnlich, lustvoll) Glücksstreben getrieben. Da gibt es viele und feine, gewaltige Unterschiede. Und wieder gilt: jeder Jeck ist anders.
Für einen Menschen, den Ruhe und Entspannung als wichtiges Lebensmotiv treiben, klingt Pablo Picassos Haltung geradezu manisch, ist aber laut Reiss normal und eben nur anders. „Nichts zu tun erschöpft mich“, meinte der Künstlerstar, „wenn ich arbeite, entspanne ich mich.“ Mancher wünschte sich das, wenn die Tretmühle wieder zuschlägt, hat aber leider andere Motiv-Schwerpunkte.
Motive ähnlich, Partnerschaft gut
Auch für die Partnerschaft macht Reiss recht klare Aussagen, fast schon ein Rezept für eine glückliche Paarbeziehung. Auf den Punkt gebracht, sagt er: Sie können nur in mit dem Partner wirklich glücklich werden, mit denen Sie Lebensmotive und Lebensziele gemeinsam haben. Von wegen Gegensätze ziehen sich an – nicht wenn es um Lebensmotive geht. Also machen Sie mit Ihrem künftigen oder jetzigen Partner den Reiss´schen Motivtest. Damit nichts schiefgehen kann. Da es auch vor Reiss durchaus hin und wieder mit der einen oder anderen Beziehung geklappt hat, müssen Sie sich hier nicht stressen. Eine gute Portion GMV tut es auch – hören Sie auf Ihr Gefühl, Ihren Bauch, Ihre Intuition – da schwingen Ihre Werte automatisch mit. Interessant ist so ein Partnertest trotzdem – aber Vorsicht vor den Nebenwirkungen.
Werte sind meistens stabil
Ihr Werteprofil ist in der Regel recht stabil. „Im Allgemeinen charakterisiert das Motivprofil unsere Persönlichkeit dauerhaft. So werden neugierige Kinder auch als Jugendliche und Erwachsene offen und interessiert durch das Leben gehen. Heranwachsende, die gerne planen und organisieren, werden dies auch als Erwachsene tun. Und Menschen mit ausgeprägter Lust am Essen werden sich wohl lebenslang mit ihrem Gewicht plagen.“ (Psychologie Heute 03/2001, Seite 20 ff.)
Das sagt doch schon unser GMV[1]
Trotz der ausgeprägten Individualität im Lebensmotiv-Mix scheint es auch Gemeinsamkeiten bei bestimmten Gruppen zu geben. So präferieren Frauen eher die Motive Ruhe und sind stärker Ängsten ausgesetzt. Männer sind vor allem von Sex, Aggression und Rache bestimmt. Auch das war uns bereits mit GMV klar, und wurde durch Reiss bestätigt. Herausgekommen ist weiter, dass gläubige Menschen weniger nach Unabhängigkeit, Rache und Aggression streben und stärker von Ehre und Familie bestimmt sind.
Wie immer Sie gestrickt sind. Spannend ist das persönliche Reiss-Profil allemal. Denn gerade für das Finden und Erreichen von authentischen Zielen, für Erfolg, Zufriedenheit und Glück im Leben, ist es enorm wichtig, dass Sie Ihre Motive und Werte kennen. Gute Ziele sind immer kompatibel mit Ihren Werten und Motiven.
[1] GMV = gesunder Menschenverstand
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